LOGBUCH DER ANIMA IV - November 2016  
 

Das neun Tage lange Warten auf das Eintreffen der bestellten Dieselförderpumpe in San Sebastian de La Gomera verging wie im Flug. Inseltouren, Sozialprogramm und dolce-far-niente, sowie ohnedies ungünstige Winde ließen die Zeit angenehm, kurzweilig und schnell vergehen. Letztlich fuhren wir nur zwei Tage später als ursprünglich geplant los, ca. eine Stunde nachdem die Pumpe um 9h via Botendienst in der Marina angekommen war.

Nach sieben langen, windlosen Motorstunden begann plötzlich ein kräftiger Nordostwind, der uns in den ersten Tagen raues, aber schnelles Segeln bescherte. Die zweite Hälfte der 760 Meilen langen Strecke wurde immer ruhiger, und die letzten 10 Stunden mussten wir zum Ziel motoren. Nach 6 Tagen, 4 Stunden und mit einem passablen Schnitt von 5,1 Knoten ankerten wir in Palmeira auf der Insel Sal. Auch hier vergingen die nächsten vier Tage bis zur Weiterfahrt recht flott. Mittlerweile kennt man ja doch schon ein paar Schiffe und Crews, die man immer wieder trifft. Und neue Bekanntschaften kommen natürlich auch dazu, wie in diesem Fall die Schweizer Yacht Regina mit Elisabeth und Toni an Bord.

Ein schöner 85 Meilen Schlag brachte uns nach Tarrafal auf der Insel Sao Nicolau. Dort hatten wir zwei windige Tage am Ankerplatz mit Böen bis zu 35 Knoten, was eine Inselerkundung leider unmöglich machte. Zudem war der Himmel seit unserer Ankunft auf den Kap Verden durchgehend bedeckt, äußerst ungewöhnlich für diese Gegend! Zeitweise regnete es sogar.

Das blieb auch so einige Tage nach unserem Einlaufen in der Marina von Mindelo auf Sao Vicente. Dorthin kamen nach einigen Tagen wegen Flaute, Treibstoffmangel und anderer Probleme auch ca. 10 Yachten, die im Rahmen gemeinsamer Überfahrten, sog. Rallies eigentlich auf direktem Weg von den Kanaren in die Karibik segeln wollten. Im Zuge dessen erfuhren wir auch vom Sinken einer nur ca. 5 Jahre alten deutschen Aluminiumyacht, die wir in La Gomera kennen gelernt hatten. Ca. 350 Meilen nach dem Auslaufen kam es aus ungeklärter Ursache zu starkem Wassereintritt, sodass die Familie mit 2 Kindern an Bord das Boot aufgeben musste und zum Glück rechtzeitig und sicher von einem anderen Schiff abgeborgen wurde.

Eine andere von vielen bemerkenswerten Geschichten über andere Yachten sei hier auch noch kurz erzählt: Unter den ARC-Booten, die hier ungeplanten Zwischenstopp machten, waren auch zwei brandneue X-Yachts 50 (15m), sehr schnelle, hochwertige, teure sog. "Performance Cruiser". Die Gründe für die Pause auf den Kanaren waren unterschiedliche: Einem Crewmitglied einer der beiden X-Yachts wurde bei einer unkontrollierten Halse durch die Großschot der Oberarm gebrochen. Die andere Yacht konnte nach zwei Tagen ihren Motor, zugleich ihre einzige Quelle zur Stromversorgung, nicht mehr starten. Da alle Systeme, einschließlich Navigation, Bordtoilette, Herd etc. elektrisch betrieben waren und sie keinen Strom mehr hatten, mussten sie mit einem einzigen kleinen Fahrradkompass an Bord und notdürftiger Handy-GPS-Navigation Richtung Mindelo abdrehen. Ca. 300 Meilen entfernt sprang der Motor zwar wieder an, die Bord- und Navigationselektronik fiel jedoch wieder aus. Zudem waren bei beiden neuen Schiffen die Manschette der Mastdurchführung undicht, sodass immer wieder reichlich Seewasser in die Kajüte eindrang und alles durchweichte. All das erzählte mir die frustrierte Schweizer Crew, die diese Yacht inkl. Eignerpaar und Deckshand auf den Balearen für die Atlantiküberquerung gechartert hatte und jetzt ihre Sachen packen mussten, weil sie ihren Zeitplan nicht mehr einhalten konnten. Abgesehen davon wollten sie auf dieser für Langfahrt völlig unzureichend ausgerüsteten Yacht nicht mehr weiter segeln. Diese Ereignisse sprechen weder für den Vercharterer noch für die dänische Werft, die diese Schiffe baut.

Andere Geschichten werden bei anderen Gelegenheiten nachgereicht, wie die eines Eignerpaares, das mit seinem Transatlantik-Crewmitglied unlösbare nautische und menschliche Probleme hatte und sein "Disembarkment" in Erwägung zog um in Frieden zu zweit in die Karibik zu segeln. Oder die Schwierigkeiten einer 18m großen Luxusyacht, deren kaputter Autopilot sie zu einem Notstopp auf den Kap Verden zwang. Laut Eigner wurde innerhalb eines Jahres ein Großteil der mit beträchtlichen finanziellen Aufwendungen installierten Bordsysteme defekt und musste ausgetauscht wurden. "Je mehr man hat, desto mehr geht kaputt!" - Siehe meine Überlegungen dazu im Oktober-Bericht.

Die Tage in Mindelo vergingen schnell mit diversen Vorbereitungen für die Überfahrt, einem Fähr- und Busausflug auf die Insel Santo Antao und natürlich mit den hier in der Marina intensiven sozialen Aktivitäten mit wechselseitigen Schiffsbesuchen und diversen Treffen an der Marinabar mit Karibikträumereien und Erfahrungsaustausch.

Nach einer Phase unsteter Passatwinde sollte es für mehrere Yachten am 1.12. mit günstigen Bedingungen von hier losgehen. Hoffen wir auf beständige Winde und eine flotte Überfahrt. Es wäre ja schön, wenn wir den 20.12. schon in der schönen Bucht von Charlotteville auf Tobago verbringen könnten ...

 
 

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Oktober 2016 ...

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