LOGBUCH DER ANIMA IV - In den nördlichen kleinen Antillen - März 2017  
 

Die Tage auf Dominica waren wunderbar. In Roseau besichtigten wir mit einem Mietauto ein paar umliegende Sehenswürdigkeiten, und nach einer schönen, wellenfreien Segelei im Lee der Insel nach Norden warteten in Portsmouth noch einige Höhepunkte auf uns: Wasserfälle, Flussfahrt, Wanderungen im Regenwald, Baden in Flussbecken - all das zählte zu den besten Erlebnissen der bisherigen Reise.

Unser nächstes Ziel war die zu Guadeloupe gehörende Inselgruppe Les Saintes, wo Benedicts Reise zu Ende war. Hier schien es kaum möglich einen brauchbaren Liegeplatz zu finden, da man nur an den vorhandenen Bojen festmachen bzw. außerhalb der Bojenfelder an relativ ungeschützten Plätzen in großen Tiefen ankern durfte. Da weit mehr Yachten als Bojen da waren, ergab das eine unbefriedigende Situation. Ich konnte zum Glück an einer privaten Boje eines Hotels festmachen, wenn auch an einer wenig geschützten Stelle. Daher waren die nächsten drei Tage des Abwetterns einer Starkwindperiode mit ausgiebigen Regenfällen eine unruhige, schauklige Angelegenheit. Immerhin lag ich hinter dem Schweizer Boot Harmonie mit Silvia und Ulli an Bord, mit denen ich gemeinsam von Gibraltar nach Madeira unterwegs war und die ich seit damals nicht mehr getroffen hatte.

Die Bucht von Deshaies an der NW-Ecke von Guadeloupe war nach einem schönen Segeltag der nächste Ankerplatz und als Absprungpunkt Richtung Antigua vorgesehen. Wie an vielen anderen Orten auch, suchte ich dort eine Bar auf, um via WLAN zum Abrufen von Windinformationen und E-Mails ins Internet zu kommen. Mein als Konsumation übliches Cola kostete dort unglaubliche 4,50€! Das war Rekord. Sowas ist auf Flughäfen und auf Skihütten günstiger zu haben. Der Schock über den teuersten Wetterbericht aller Zeiten wurde im Laufe der zwei Tage dort durch den Verzehr etlicher wunderbar frischer, knuspriger Baguettes um je 1€ etwas gelindert.

Die 40 Meilen Passage nach Antigua war eines der bisher schönsten Segelerlebnisse: Guter, kräftiger Wind, Sonnenschein, keine Regenfronten und nicht allzu hohe Atlantikwellen sorgten für eine schnelle und erquickliche Überfahrt. Der Anker fiel in Falmouth Harbour hinter dem Katamaran Dana de Mer mit Jage und Hope und ihren zwei Kindern Damon und Neyla an Bord, die ich schon auf den Kap Verden und in Tobago getroffen hatte. Wenige Tage vorher hatte das Schiff wegen eines gerissenen Wants (Drahtseil) seinen Mast verloren. Jetzt sitzt die Familie für die kommenden Monate bis zur Reparatur hier auf Antigua fest und der ursprüngliche Plan, nach Australien zu segeln und das Schiff dort zu verkaufen stand nun in Frage.

Die zahlreichen Unterschiede zu den französischen Inseln fielen hier in einem Punkt besonders auf: In Martinique und Guadeloupe erledigt man die Ein- und Ausreiseformalitäten in einem Cafe durch Ausfüllen eines Formulars am dort bereit gestellten Computer, Kosten 0-4€, mit anschließendem Abstempeln durch den Wirten. Auf den anderen Inselstaaten ist das ungleich mühsamer: Der Kontrast war hier in Antigua besonders auffällig, da man im dafür zuständigen Büro neben einer Computereingabe mit zahlreichen (teilweise völlig unwichtigen) Schiffsdaten zwischen vier verschiedenen Instanzen (Customs, Immigration, Port Authority, Computerstation mit Anweisung) hin- und hergeschickt wird und es einige Zeit, viel Geduld und je nach Boots- und Besatzungsgröße 30-60€ kostet, bis man die nötigen Formalitäten erledigt hat. Besonders gut gefiel mir die von der Dame der Hafenbehörde liebevoll händisch geschriebene Rechnung mit fünf (!) verschiedenen zu bezahlenden Teilbeträgen (siehe Foto).

Meine alte Freundin Klara kam hier an Bord und wir machten uns über diverse Zwischenstationen auf den Weg nach St. Martin. Höhepunkt war sicher der Aufenthalt auf der Insel Barbuda: Menschenleere Strände, hellblau-türkises Wasser, kaum andere Yachten und Sonnenschein. Nach jeweils einer Nacht am Spanish Point und in der Low Bay am 11-Mile-Beach segelten wir mit moderaten Winden unter Gennaker die 50 Seemeilen nach St. Kitts, wo wir nach einer ruhigen Nacht in der White House Bay in der winzigen Marina der Hauptstadt Basseterre dank der kleinen Anima und ihres geringen Tiefgangs noch einen angenehmen Platz bekamen - Die meisten anderen Yachten mussten vor dem Ort ungeschützt in der starken Dünung schaukelnd ankern. Welch ein Kontrast zu Barbuda: Riesige Kreuzfahrtschiffe mit tausenden von Leuten und dazu ein künstlich angelegtes Einkaufszentrum mit dem Parndorfer Outlet vergleichbar. Nach einer kurzen Inseltour a la Kreuzfahrttourist ging es tags darauf weiter zur Insel St. Eustatius (Statia). Dort gab es dann leider keine andere Möglichkeit als einen äußerst unruhigen Ankerplatz, um dann den ehemaligen Vulkan Quill zu erklimmen und in dessen von Regenwald bewachsenen Krater hinab zu steigen.

Klaras Reise endete nach 10 kurzweiligen und abwechslungsreichen Tagen in St. Martin. Hier musste ich einige Zeit auf günstige Winde für die doch immerhin 80 Meilen lange Überfahrt zu den British Virgin Islands warten. In der Bucht von Marigot zwischen ca. 150 anderen Seglern traf ich wieder einmal Ute und Peter von der Hugin und auch Nadja und Manuel von der Manado, die ich seit den Kap Verden nicht mehr gesehen hatte. Daher vergingen diese fünf Tage auch wie im Flug.

Für den 30.3. war guter Wind angesagt, die 80 Meilen zu den BVIs wurden mit Nachtfahrt absolviert. Von dort melde ich mich in ca. einem Monat wieder.

 
 

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